Dokumentation
Fachtagung "Jungen auf der Verliererstraße?"

Wiesbaden 2004, 80 Seiten, DIN A4
Redaktion: Martin Nörber
Preis: 3,50 Euro zzgl. Versand

Ausgehend von den Ergebnissen der PISA-Studie wird wiederholt darauf verwiesen, dass die vermeintlich "starken" Jungen die "Verlierer" des schulischen Bildungssystems sind. So bleiben Jungen in der Bundesrepublik doppelt so oft sitzen wie Mädchen, fliegen doppelt so oft vom Gymnasium, landen doppelt so oft auf einer Sonderschule.

Darüber hinaus weisen Ergebnisse empirischer Untersuchungen darauf hin, dass Jungen überdurchschnittlich häufig anfällig für Krankheiten sind. Sie sind psychisch weniger belastbar als Mädchen, sind bis zum 11. Lebensjahr gesundheitlich anfälliger und begehen häufiger Selbstmord. Jungen stellen zwei Drittel der Klientel von Jugendpsycholog/innen und Erzieungsberater/innen. Auch Gewaltkriminalität und Rechtsradikalismus sind weniger ein Jugendproblem als ein Jungenproblem.

Vor diesem Hintergrund und mobilisiert oder unterstützt durch populäre Medien wurde die Öffnung der Fachdiskussion für Jungenarbeit gestützt. Hier stehen aber weniger die Jungen als "Verlierer" im Mittelpunkt. Fachlich begründet sind Jungenarbeit und -pädagogik aus drei Perspektiven notwendig und selbstverständlich: Weil sie die Lebenslage "Junge-Sein" verbessern helfen, weil sie die fachliche Qualität sozialpädagogischer Institutionen sichern und weil sie dazu beitragen, Gender Mainstreaming zu verwirklichen.

Wie passt das zusammen? Was brauchen Jungen: populäres Bedauern, Schuldzuschreibungen, fachliche Unterstützung? Und welche Begründungen führen Jungenarbeit und Jungenpädagogik aus ihrem Legitimationsdilemma, das dazu beigetragen hat, ihre Verbreiterung oder Verallgemeinerung zu behindern?

Der Fachtag "Jungen auf der Verliererstraße?" am 11. November 2004 bot in dieser Spannung den Rahmen für Überlegungen über die Perspektiven geschlechtsbezogener Arbeit mit Jungen, um über die Zukunft der Jungenarbeit in Hessen nachzudenken.

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