Hessischer Jugendring
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Pressemitteilung vom 13. Juli 2009

Ganzheitliche und langfristige Maßnahmen gegen Kinder- und Jugendarmut

Anlässlich der Anhebung des Kinderregelsatzes beim SGB II seit dem 1. Juli 2009 hat der Vorstand des hessischen Jugendrings eine Position zur Kinder- und Jugendarmut in Deutschland veröffentlicht. Darin wird deutlich, dass diese Anhebung zwar grundsätzlich zu begrüßen ist, aber in ihrer Höhe nicht ausreicht, um Kinder und Jugendliche vor der Armut zu schützen und ihnen gleichberechtigte Chancen zu ermöglichen.

Armut und die soziale Schieflage in Deutschland sind nicht nur über die Höhe verfügbarer Geldmittel zu definieren. Soziokulturelle Aspekte wie Mangel an sozialen Kontakten und Freizeitmöglichkeiten, Defizite im kulturellen Bereich und geringe Bildungschancen sind ebenfalls bezeichnende armutsfaktoren, die für Betroffene eine eingeschränkte Teilhabemöglichkeiten am gesellschaftlich-kulturellen Leben darstellen und damit Ausgrenzung bedeuten.

Es bedarf also an Maßnahmen und Unterstützung, die ganzheitlich und langfristig gedacht sind, sich nicht nur auf eine Ursache beschränken und die vor allem von allen gesellschaftlichen Institutionen getragen werden.

In diesem Zusammenhang setzt sich der Hessische Jugendring mit einem bildungspolitischen Schwerpunkt aktiv gegen Kinderarmut ein. So fordert der Vorsitzende Stefan Haid eine Übernahme genereller Gelder wie Ausgaben
für Bildung, Kosten für Essen in Bildungseinrichtungen und Fahrtkosten zur Schule bzw. Ausbildungsstelle, denn der Anteil an Bildungsaufwendungen bei Hartz IV-Regelsätzen für Kinder deckt diese Ausgaben nur unzureichend
ab. Des Weiteren muss die Teilnahme von benachteiligten Kinder und Jugendlichen an Freizeiten, Nachmittagsangeboten und Bildungsveranstaltungen gewährleistet sein. Hierzu müssen Zuschüsse so gestaltet werden, erklärte Haid weiter, dass die Teilnehmerbeiträge, für Kinder und Jugendlichen aus finanzschwachen Familien kein Hindernis zur Beteiligung an diesen Angeboten darstellen.

Diese Forderung beinhaltet ebenfalls ein Recht auf Urlaub und Erholung. Urlaub bedeutet das Verlassen der alltäglichen Strukturen und ermöglicht andere Erfahrungen und Erlebnisse, die auf dem Weg zum Erwachsenwerden positiv prägend sind. Das Recht auf angemessene Bildung ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Positionspapiers. "Angemessen" bedeutet in dem Fall, dass an Schulen neben den kognitiven Kompetenzen auch die sozialen Kompetenzen
stärker vermittelt werden und dass das Konzept der Ganztagsschule ausgeweitet und aufgewertet wird. Ebenso bedarf es einer Aufweichung des dreigliedrigen Schulsystems, damit die dadurch entstandene Selektion und
Diskriminierung abgebaut werden und auf diese Weise der Forderung von gleichen Bildungschance und -perspektiven Rechnung getragen wird.
Bei all den Forderungen an die Politik nimmt sich der Hessische Jugendring mit seinen Mitgliedsverbänden aber nicht aus der Pflicht. Denn obwohl die Verbände schon viele Projekte und Kampagnen gegen Armut veranstalten,
bedarf es auch in den Strukturen der Jugendverbände noch mehr an Sensibilisierung, Aufmerksamkeit und Maßnahmen.
Das Positionspapier finden Sie hier.

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Der Hessische Jugendring ist die Arbeitsgemeinschaft der hessischen Jugendverbände. Über 1 Million Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind Mitglied in den Jugendverbänden in Hessen. Mehr als 75.000 junge
Menschen engagieren sich ehrenamtlich und freiwillig in der verbandlichen Kinder- und Jugendarbeit in Hessen.